Van Look Preisträgerin 2025: Hagar Schmidhalter

1968               geboren in Raron, lebt in Basel
1998 –2001  Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel
1996 –1998  EDHEA, Schule für Gestaltung und Hochschule für Kunst Wallis, Sierre

 

Die Begründung der Jury:

Der Van Look Preis 2025, der in Erinnerung an den Freiburger Künstler Hans-Günther van Look (1939–2007) zum fünften Mal vergeben wird, geht an Hagar Schmidhalter. Die Künstlerin, geboren 1968 in Raron/CH, studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel (1998–2001) und an der Ecole cantonale d’art du Valais in Sierre (1996 –1998). Sie erhielt mehrere Atelierstipendien für Paris, New York und Edinburgh und lebt/arbeitet in Basel. Zuletzt ist sie mit einer Installation aus großen Gebäudeventilatoren für den Basel Social Club während der Art Basel aufgefallen und mit Ausstellungen im CRAC Alsace/Altkirch (2020), im Kunstverein SALTS Birsfelden (2016) und in der Kunsthalle Basel (2015) über die Grenzen hinweg bekannt geworden. In Deutschland hat sie bisher nicht ausgestellt und es war ein Anliegen der Jury, dies mit ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung im E-WERK Freiburg zu ändern.

Am Anfang ihrer künstlerischen Intervention steht bei Hagar Schmidhalter oft der Wunsch, mit der Architektur und dem Ausstellungsort in einen Dialog zu treten, der für ihr weiteres Vorgehen bestimmend wird. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Wände durchbrochen werden, um ein Fenster mit Lichteinfall und Ausblick einzubauen, oder dass Steinquader eine Tür blockieren, damit Luft hereinströmt und die Möglichkeit besteht, den Ort durch die Hintertür zu verlassen. Die Künstlerin schafft Verbindungen zwischen Innen und Außen mit der Absicht, Grenzen zwischen dem, was in der Ausstellung ist, und dem, was nicht dazugehört, aufzulösen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum ist ein fester Bestandteil von Schmidhalters künstlerischem Denken und ein zentrales Element ihrer Ausstellungen. Damit erfüllt die Künstlerin auch ein wesentliches Kriterium für den Van Look Preis.

Hagar Schmidhalter verwendet außerdem vorhandenes Bildmaterial aus Zeitschriften oder Büchern für Cut-Outs oder Collagen und produziert eigene Bilder mit digitalen und analogen Techniken. Mit dem Scanner werden beispielsweise monochrome Farbstudien hergestellt, die als C-Prints vergrößert auf schlichte Glasscheiben geklebt werden oder als Videoloops auf frei schwebenden Monitoren zu sehen sind. Fotoarbeiten, die wie Screenshots aussehen, verdeutlichen am besten Schmidhalters Interesse an verdeckten und übereinandergeschichteten Bild-
ebenen, die ein neues Zusammenspiel erlauben und den Rahmen für das einzelne Bild konzeptuell erweitern. Auch der Scanner ist nicht mehr nur ein bloßes Werkzeug, sondern wird als Wandrelief oder Bodenarbeit Teil eines größeren Ganzen. Schmidhalters künstlerische Praxis zielt darauf ab, mit verschiedenen Bildmedien experimentell zu arbeiten, traditionelle Abgrenzungen zwischen Bild, Objekt und Raum aufzuheben und diese in ein neues Spannungsverhältnis zueinanderzusetzen.

Die Jury war sich einig darüber, dass Hagar Schmidhalter über die Jahre hinweg eine eigenständige künstlerische Handschrift entwickelt hat, die sowohl spielerisch radikal als auch präzise durchdacht und subtil sein kann. Mit dem Van Look Preis wird eine Künstlerin gewürdigt, die bewusst Grenzen zwischen verschiedenen Medien, Wahrnehmungsebenen und künstlerischen Traditionen überschreitet – eine Grenzgängerin, die zum Dialog einlädt.

Die Jury: Felicia Maier, Leiterin Kulturamt Freiburg und Vorsitzende der Jury – Dr. Larissa van Look, Vorstand Van Look Stiftung e. V. – Florian Graf, Künstler und Architekt Basel – Theresa Roessler, Direktorin Westfälischer Kunstverein Münster – Johannes Sperling, Galerie Sperling München – Katrin Sperry, Kuratorin Bern

Fotos: Gina Folly
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Preisverleihung im E-WERK Freiburg, 30. März 2025

Fotos: Marc Doradzillo